“Die Vision ist immer der Treiber”
Wenn man hört, dass Maik Lüdemann 27 Jahre alt ist, könnte man versucht sein, von einem „Newcomer“ zu sprechen. Aber dafür hat der Hamburger Regisseur schon zu viele erfolgreiche Projekte und Auszeichnungen im Gepäck.
Aufgewachsen hinterm Deich, südlich von Hamburg, hat Maik schon früh seine Leidenschaft für visuelles Erzählen entdeckt. Nach ersten Erfahrungen bei Image- und Eventfilmproduktionen und längeren Auslandsaufenthalten absolvierte er ein Regiestudium an der Hamburg Media School und begann mit ersten Werbefilmprojekten. Dazu kamen bald längere Produktionen, wie die prämierte Doku Minden Replying. Maik liebt es, ungewöhnliche Geschichten mit hohem visuellen Anspruch zu erzählen. Und wir lieben es, mit Maik zu arbeiten.
Zum Beispiel auf DRAKOS. Der Werbefilm für den hessischen Softwarehersteller entstand im Juli unter Maiks Regie.
Maik, wie bist Du auf dem Regiestuhl gelandet?
Das fing in der Schule an, in der Video AG. Da habe ich meinen ersten Kurzfilm gedreht und dabei gemerkt: Das Herumdenken auf den Szenen gibt mir was und berührt mich. Deshalb bin ich drangeblieben, habe viele kleine Sachen gedreht und wie wild rumprobiert.
Was macht den Job heute für Dich aus?
Keine Produktion ist wie die andere. Jeder Job bringt vollkommen neue Herausforderungen. Das mag ich.
Was macht einen guten Regisseur, eine gute Regisseurin aus?
Ich denke, es ist von großem Vorteil, wenn man sich grundlegende handwerkliche Kenntnisse in allen Bereichen der Filmproduktion zulegt. Dadurch lernt man die Gestaltungswerkzeuge kennen, die man als Regisseur zur Verfügung hat und kann seine Ideen auch den einzelnen Departments kommunizieren. Das vermeidet Missverständnisse und schafft ein besseres Ergebnis. Außerdem sind Offenheit, Neugier, Einfühlungsvermögen, Flexibilität, lösungsorientiertes Denken und Belastbarkeit wichtig. Und vor allem auch: Kommunikationsfähigkeit. Jede Filmproduktion wird nur durch die Zusammenarbeit von vielen Beteiligten möglich. Die muss man als Regisseur zusammenbringen, um die eigene Vision umzusetzen.
Mit 27 Jahren bist Du noch relativ jung. Bei der Bezeichnung „Talent“ verlässt Du aber den Raum. Warum?
Stimmt, denn „Talent“ ist nichts, wenn es nur für sich allein steht. Das wichtigste, das ein Regisseur oder eine Regisseurin für eine Produktion mitbringen muss, sind eine Vision und Durchhaltevermögen. Jeder Produktionstag endet und beginnt mit Hindernissen und kniffligen Entscheidungen, die mit dem puren Film erst mal wenig zu tun haben. Nur mit Talent drehst Du keinen guten Film.
Weil es ständig und überall viel zu managen und moderieren gibt?
Ja, genau so ist es. Viele Menschen sagen dir permanent: „Maik, das geht nicht“. Der Executive Producer, der Creative Director, der Kostümbildner, der Oberbeleuchter und natürlich der Kunde – hinter jeder Produktion stecken viele verschiedene Interessen und Standpunkte, die auf meine Regie Einfluss haben.
Kommen wir zu Drakos. Der Barbar im Office. Deine dritte Produktion mit FrischerFilm.
Für mich ein besonderer Film. Riesenstress und gleichzeitig Riesenspaß. Das war ein echter Kraftakt … passend zum Barbaren.
Die Idee, einen Barbaren durch den Büroalltag laufen zu lassen…
… fand ich sofort interessant. Marco Ladiges hat mir irgendwann von seinem Konzept erzählt und ich war direkt begeistert. Und der Kunde hatte sogar schon das fertige Treatment abgenommen. Eine mutige Entscheidung. Und eine schlaue. Oft genug machen Unternehmen bei derart ungewöhnlichen Ansätzen einen Rückzieher und kaufen am Ende doch lieber die vermeintlich sichere Stangenware.
Warum ist das so?
Ich schätze mal, weil es sich eben vermeintlich sicher anfühlt, nicht zu sehr aufzufallen. Eigentlich paradox, weil Werbung ja letztlich genau das tun soll: auffallen. Oft werden Konzepte im Entstehungsprozess immer weiter abgeschwächt. Dann ist der Reiz weg. Und oft am Ende auch die Wirkung. Wäre Drakos den üblichen Weg gegangen, hätten wir die Figur mit großer Wahrscheinlichkeit mit Krawatte und akkurater Frisur über die Vorteile von Unternehmenssoftware sprechen lassen.
Was macht für Dich ein starkes Werbefilm-Konzept aus?
Es muss außergewöhnlich sein. Punkt.
Hast Du noch einen zweiten Punkt?
Das Konzept muss das Potenzial zum Scheitern bieten. Nur dann hat es auch die Chance „etwas Großes“ zu werden. Ansonsten wird es beliebig und geht im Werberauschen unter.
Wie viel Humor darf ein Unternehmen sich leisten?
Gekonnter Corporate Humor ist Gold. Ganz wichtig dabei: der feine Unterschied zwischen „humorvoll“ und „albern“. Das Ziel ist, Emotionen hervorzurufen. Humor kann das. Stimmt dann die Dosis zur Information, wird jedes Unternehmen Menschen erreichen, die positiv auf den Film reagieren.